Die Kunst der Lenormand-Karten stützt sich auf verschiedene Deutungsmethoden, die jeweils zusätzliche Nuancen in Ihre Legungen bringen. Unter diesen Techniken ist die Deutung der Distanzen „nah/fern“ zwischen den Karten eine Methode, die manchmal wenig genutzt wird, aber ein interessantes Werkzeug sein kann, um Ihre Lesungen zu verfeinern. Auch wenn sie seltener angewendet wird als Methoden wie die „Häuser“, bietet dieser Ansatz eine andere Sicht auf die Karten und ihre Botschaften.
In diesem Artikel werden wir die Deutung der Distanzen „nah/fern“ bei den Lenormand-Karten erkunden, um Ihre Legungen zu bereichern.
Die „Nah/Fern“-Methode ist ein traditioneller Ansatz bei der Deutung von Lenormand-Legungen. Dabei analysiert man den Abstand zwischen einer Karte und dem Signifikator, um den Einfluss eines Ereignisses, einer Person oder einer Situation auf den Signifikator zu beurteilen. Je näher eine Karte am Signifikator liegt, desto direkter und unmittelbarer ist ihr Einfluss. Umgekehrt kann eine weit entfernte Karte auf ein weiter entferntes Ereignis hinweisen – sei es zeitlich oder in ihrer Relevanz.
Obwohl diese Methode besonders in Legungen wie dem Großen Tableau effektiv ist, wird sie heute oft zugunsten modernerer Techniken wie der Deutung von Kartenkombinationen oder der relativen Positionen (links, rechts, oben, unten) vernachlässigt. Dennoch bleibt die „Nah/Fern“-Methode hilfreich für alle, die eine Gesamtschau erhalten wollen, insbesondere bei komplexen, detailreichen Fragen. Sie fügt auch eine zeitliche Dimension hinzu und hilft zu verstehen, wie sich Einflüsse über die Zeit entwickeln.
Das zentrale Konzept basiert auf der Idee, dass die physische Nähe der Karten zum Signifikator deren symbolische Nähe im Leben des Fragestellers widerspiegelt. Zum Beispiel:
Wichtig ist, dass Distanz nicht isoliert gedeutet werden darf, sondern stets im Zusammenhang mit den umliegenden Karten, der gesamten Legung und der Frage betrachtet werden muss.
Eine der größten Herausforderungen der „Nah/Fern“-Methode ist die genaue Definition der Begriffe „nah“ und „fern“. In einer komplexen Legung wie dem Großen Tableau – wie viele Karten entfernt muss eine Karte liegen, um als fern zu gelten?
Allgemein empfiehlt es sich:
Diese Kriterien vermeiden Unklarheiten bei der Distanzdeutung. Trotzdem ist Flexibilität wichtig: Nutzen Sie Ihre Intuition, um diese Grenzen je nach Kontext und umliegenden Karten anzupassen.
Beispiel: Ist der Signifikator „Der Herr“ und die Karte „Die Sonne“ (Erfolg) liegt 2 Positionen entfernt, deutet dies auf nahen Erfolg und schnelle Ergebnisse hin. Liegt „Die Sonne“ dagegen 6 Positionen entfernt, heißt das, der Erfolg wird später eintreten oder ist momentan schwer erreichbar.
Zusätzlich zur Distanz ist es wichtig, diese Methode mit modernen Techniken wie der Kartenkombination zu verbinden. Beispiel: Die Karten „Der Bär“ (Macht, Wohlstand) und „Das Buch“ (Geheimnis, Wissen) liegen nahe beim Signifikator „Der Brief“ (hier z. B. Testament) in einer Erbfrage. Gemeinsam deuten „Bär“ + „Buch“ darauf hin, dass im Testament ein bisher unbekanntes Vermögen verzeichnet ist. Dies könnte z. B. eine Immobilie („Bär“) sein, von der die Erben bisher nichts wussten („Buch“).
Zusammengefasst: Die „Nah/Fern“-Methode setzt auf die symbolische Distanz zum Signifikator, um eine zeitliche und einflussbezogene Dimension zur Deutung hinzuzufügen. Sie ist besonders hilfreich im Großen Tableau oder wann immer eine Gesamtsicht nötig ist.
Karte | Deutung wenn nah | Deutung wenn fern |
---|---|---|
1 - Der Reiter | Gute Nachrichten | Nachricht aus der Ferne |
2 - Das Klee | Glücksbringer oder Vergänglichkeit des Negativen | Neutral |
3 - Das Schiff | Reise oder Geschäfte | Neutral |
4 - Das Haus | Macht die Zukunft besser | Neutral |
5 - Der Baum | Vitalität, erfüllte Wünsche | Gesundheitsproblem |
6 - Die Wolken | Verringert die Intensität, wenn links; verdunkelt die Zukunft, wenn rechts | Neutral |
7 - Die Schlange | Heuchelei, Verrat | Neutral |
8 - Der Sarg | Krankheit oder Unglück | Neutral |
9 - Der Blumenstrauß | Bringt Freude, Dankbarkeit und Anerkennung | Neutral |
10 - Die Sense | Achtung vor Gefahr | Neutral |
11 - Die Ruten | Streitigkeiten, Kummer, gesundheitliche Beschwerden | Neutral |
12 - Die Vögel | Vorübergehende Verzögerungen | Reise, Freiheit |
13 - Das Kind | Gute Beziehungen | Neutral |
14 - Der Fuchs | Gefärbte oder eigennützige Beziehungen | Neutral |
15 - Der Bär | Glück, wenn man Neider meidet | Neutral |
16 - Der Stern | Hoffnung und Erfolg | Fernes Ziel |
17 - Die Störche | Umzug oder Veränderung | Verzögerung in der Entwicklung |
18 - Der Hund | Treue und Freundschaften im Umfeld | Verrat, ungeschütztes Terrain |
19 - Der Turm | Gute Zeiten in Aussicht | Neutral |
20 - Der Park | Gute öffentliche Beziehungen | Falsche Freundschaften |
21 - Der Berg | Wichtige Hindernisse | Dauerhafte Unterstützung |
22 - Die Wege | Schwierige Entscheidungen | Lösung zur Behebung des Problems |
23 - Die Mäuse | Unwichtige Verschlechterung, verlorener oder gestohlener Gegenstand wiedergefunden | Unwiederbringlicher Verlust |
24 - Das Herz | Glückliche Beziehungen | Neutral |
25 - Der Ring | Gute Verbindung (rechts) | Trennung (links) |
26 - Das Buch | Geheimnis oder unbekannte Information, die zur Vorsicht mahnt | Neutral |
27 - Der Brief | Gute Nachrichten in Abwesenheit der Wolken | „Aus den Augen, aus dem Sinn“ |
28 - Der Herr | Einfluss der nahen Karten | Neutral |
29 - Die Dame | Einfluss der nahen Karten | Neutral |
30 - Die Lilie | Altruismus (oben), Egoismus (unten) | Neutral |
31 - Die Sonne | Erfolg und Glück, außer wenn von den Wolken verdeckt | Nichts Sicheres oder Erreichtes |
32 - Der Mond | Sichert Anerkennung | Unglück und Pech |
33 - Der Schlüssel | Die Lösung ist greifbar | Unlösbares Problem |
34 - Die Fische | Bringt Glück | Vergebliche Handlung, Misserfolg |
35 - Der Anker | Jede begonnene Handlung führt zum Ziel | Sturheit im Irrtum |
36 - Das Kreuz | Kurzzeitiges Unglück | Lange und schwere Prüfung |
Um die „Nah/Fern“-Methode zu üben, schlage ich eine Übung mit einer 9-Karten-Kreuzlegung vor. Diese einfache Legung hilft Ihnen zu verstehen, wie Sie nahe und ferne Einflüsse in einem strukturierten Rahmen deuten und dabei die Distanzprinzipien anwenden.
Nehmen wir ein Beispiel mit der Frage „Welchen Inhalt sollte meine erste Unterrichtsstunde im Modul Drehbuchschreiben haben?“, bei der Sie folgende Karten gezogen haben:
Die Karte Der Mond lädt uns hier ein, den Fokus auf Kreativität und Fantasie im Zusammenhang mit dem Drehbuchschreiben zu legen. Es könnte zudem sinnvoll sein, die notwendige Introspektion zum Schreiben sowie innere Blockaden – etwa die „weiße Seite“ – zu thematisieren.
Man kann die „Nah/Fern“-Methode mit der Kombinationsmethode verbinden, indem man Karten paarweise deutet.
Bei den nahen Karten: Der Turm + Die Schlange deuten darauf hin, dass man sich priorisiert mit der Komplexität des Schreibens beschäftigen sollte, den Überblick behält und sich dank Erfahrung als Autorität positioniert. Der Stern + Der Anker: Um nicht in der Komplexität unterzugehen, sollte man sich auf die Sinnsuche konzentrieren und der Fantasie eine klare Richtung geben. Ein klarer Fokus ist ein solider Weg, um die „Mauer“ der Komplexität zu überwinden.
Bei den fernen Karten: Die Wolken + Der Berg lassen vermuten, dass man im zweiten Teil des ersten Kurses weiter über Hindernisse aufgrund von Ideenverwirrung (bedingt durch eine sehr rege Fantasie – Signifikator Der Mond) sprechen sollte und dass es vermutlich nötig ist, diese Schwierigkeit zu umgehen, indem man seine Gedanken strukturiert. Das Kind + Der Fuchs können zwei Deutungen haben: Zum einen sollte man sich vor zu spontanem, unreflektiertem Schreiben in Acht nehmen; zum anderen könnte es klug sein, mutig mit dem Schreiben zu beginnen und im künstlerischen Prozess Freude und Spontaneität zuzulassen. In Verbindung mit dem Mond und weil Der Turm (Organisation) und Die Schlange (Komplexität) nah sind (also Priorität haben), scheint die passendere Wahl für Das Kind + Der Fuchs zu sein, sich vor „unreifem kreativen Überschwang“ zu hüten und sich stattdessen auf Zentrierung (Anker) zu konzentrieren, um innerlich (Mond) einen echten Sinn (Stern) zu finden.
Hier haben wir die Deutung in wenigen Sätzen, um eine pädagogische Struktur für den Drehbuchunterricht zu entwickeln. Beachten Sie, wie die „nahen“ Karten stärker wirken und die „fernen“ Karten lenken. Die Signifikatorkarte steht im Zentrum und gibt die Richtung zur Deutung der „nahen“ Karten vor. So ergibt sich eine Hierarchie: „Signifikator“ ➡ „nahe Karten“ ➡ „ferne Karten“.
In dieser Übung liegt der Schlüssel in der Deutung der Distanzen:
Diese Übung ist ideal, um zu verstehen, wie die „Nah/Fern“-Methode die Interpretation der Karten in einer Lenormand-Legung nuancieren und bereichern kann.
Die Anwendung der „Nah/Fern“-Methode im Lenormand kann sehr wirkungsvoll sein, doch einige häufige Fehler können die Interpretation verfälschen. Entscheidend ist, flexibel zu bleiben und die Deutung an den Gesamtkontext und die Energie der Legung anzupassen. Hier die wichtigsten Fallen, die Sie vermeiden sollten:
Ein häufiger Fehler ist, sich nur auf den Abstand zwischen Signifikator und den anderen Karten zu konzentrieren, ohne den Gesamtkontext der Legung zu beachten. Distanz ist ein Hinweis, darf aber nicht das einzige Interpretationskriterium sein. Eine ferne Karte ist nicht zwangsläufig unbedeutend. Wichtig ist, die Karten im Zusammenspiel zu lesen und auch die Bedeutungen zu berücksichtigen, die sich aus Kombinationen ergeben.
Strikte Regeln zu definieren, was nah oder fern ist, kann die Deutung einschränken. Die „Nah/Fern“-Methode eignet sich besonders für große Legungen wie das Große Tableau, wo die Kartendistanzen klar erkennbar sind. Bei kleineren Legungen, wie der 9-Karten-Kreuzlegung, ist die Entfernung subtiler, und man sollte sich mehr auf die Position im Legemuster als auf den physischen Abstand verlassen.
Die „Nah/Fern“-Methode ist ein gutes Werkzeug, um eine zeitliche Dimension in Ihre Legungen einzuführen, sollte aber nicht zu starr interpretiert werden. Ferne Karten bedeuten nicht immer eine weit entfernte Zukunft, sondern können auch Themen darstellen, die sich noch entwickeln oder im Moment nicht prioritär sind. Ebenso heißt „nah“ nicht zwingend, dass ein Ereignis unmittelbar bevorsteht. Distanz kann auch die Intensität der Einflüsse symbolisieren statt nur den Zeitpunkt.
Ein weiterer häufiger Fehler ist, ferne Karten automatisch als negativ zu deuten. So ist z. B. das Herz in weiter Entfernung nicht zwingend schlecht – es könnte einfach auf etwas Positives hindeuten, das später eintrifft oder Zeit zur Verwirklichung braucht. Ebenso bedeutet ein naher Wege nicht notwendigerweise, dass die Wahl schwierig ist – nur, dass die Entscheidung jetzt getroffen werden muss. Distanz ist nicht gleichzusetzen mit Problemen, Gefahr oder Misserfolg; sie ist vielmehr ein Indikator für Zeit oder Einflussstärke.
Die „Nah/Fern“-Methode gehört zu den traditionellen Werkzeugen der Lenormand-Karten und bereichert die Interpretation um eine Dimension der zeitlichen Distanz sowie des Einflusses auf den Signifikator. Auch wenn sie heute manchmal zugunsten moderner Methoden wie Kartenkombinationen, Positionsdeutung oder „Häuser“ weniger verwendet wird, bleibt sie ein nützliches Hilfsmittel bei komplexen Legungen wie dem Großen Tableau.
Diese Methode macht sichtbar, wie unmittelbare und entfernte Einflüsse sich um den Fragesteller (oder die Signifikator-Karte) herum anordnen. Wenn Sie sie beherrschen, können Sie nicht nur aktuelle Ereignisse verstehen, sondern auch zukünftige Entwicklungen besser voraussehen.
Sie erfordert jedoch etwas Übung und Flexibilität bei der Interpretation, abhängig vom Kontext der Legung. Auch wenn sie weniger komplex ist als Methoden wie die Deutung der Kartenwerte oder -farben, verlangt die „Nah/Fern“-Methode dennoch Genauigkeit, um nicht in typische Fallen wie Überinterpretation oder das isolierte Betrachten einzelner Karten zu tappen.
Im Endeffekt ist diese Methode eine Ergänzung zu anderen Deutungsansätzen im Lenormand. Ich persönlich nutze die „nah/fern“-Distanzen, wenn ich bei anderen klassischen Methoden unsicher bin. Zum Beispiel, nachdem ich die 8 Karten um den Signifikator betrachtet, seine horizontale und vertikale Linie ausgewertet und dabei Kombinationen und relative Positionen berücksichtigt habe. Wenn ich mich dennoch unsicher fühle, schaue ich auf die Karten, die den Signifikator herausfordern, und beziehe deren Nähe oder Entfernung ein, um meine Interpretation zu bestätigen oder zu verwerfen.
Um noch tiefer in die Welt der Lenormand-Karten einzutauchen, lade ich Sie ein, meinen nächsten Artikel zu lesen =
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